Parnehnen                       

Krasnij Jar
Früher ein deutsches Dorf in Ostpreußen Heute ein russisches Dorf in der Oblast Kaliningrad
Menschen
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Gott hat uns dieses Kind geschenkt

Walentina sagte das, und sie meinte damit, ein Geschenk von Gott nehmen wir mit Freuden an und werden es lieben. Ihr und ihrem Mann hat Gott nach drei Mädchen den ersehnten Sohn geschenkt.

Nachdem die epileptischen Anfälle der 2. Tochter nicht mehr so häufig und so stark wie früher auftreten, - nachdem die jüngste Tochter nach der Hüftoperation und der langen Behandlung im Gipsbett nun fast normal laufen kann, wurde im April 2006 der Sohn geboren  -  Damir.

Damir hat eine Lippen-Gaumenspalte. Er kann nicht selbst trinken, sondern muß durch eine Magensonde ernährt werden.

Inzwischen ist Damir 5 Monate alt und hat einen großen Teil seines Lebens, meistens zusammen mit der Mutter in Krankenhäusern verbracht, weil untersucht werden muß, wie stark evtl. auch das Gehirn und andere Organe geschädigt sind und welche Maßnahmen wann und wo ergriffen werden müssen.

Damirs Mutter Walentina ist eine starke Frau, sie versorgt Familie, Kühe, Schweine, Geflügel und Hunde, führt mit ihrem Mann gemeinsam ein Geschäft, baut mit ihm zusammen  am Haus weiter und ist sicher, daß sie mit Gottes Hilfe und der Unterstützung von Familie und Freunden auch diesem Kind helfen kann, ein lebenswertes Leben zu führen.

Ich lernte Walentina und Damir im Mai kennen, russische Freunde hatten gebeten, hier nach Möglichkeit zu helfen. Von Walentina erfuhr ich, daß die erste der erforderlichen Operationen nicht in Kaliningrad durchgeführt werden kann und in Moskau voraussichtlich 3000, - Dollar kosten würde.

Telefonate und e-mails in Kaliningrad und nach Deutschland weckten bei der evangelischen Kirche in Ostpreußen und Deutschland, bei deutschen Lions  und bei Freunden der Parnehnen-Hilfe aus dem Kreis Nienburg den Wunsch zu helfen. Auch Ärzte von „Interplast“ und der Vorstand der Stiftung „Pro Interplast“ suchten nach Möglichkeiten für eine kostenlose Operation in Deutschland bezw. Finanzierungshilfen für die Behandlung in Rußland. Viele Sackgassen taten sich auf, z.B. war es fast unmöglich, für Mutter und Kind ein Visum für Deutschland zu bekommen. Auch waren die evtl. nach der Operation in Deutschland entstehenden Kosten nicht abzuschätzen. Schließlich scheiterte die in Aussicht gestellte Übernahme der in Moskau entstehenden Kosten durch eine deutsche Stiftung an der Tatsache, daß in russischen Krankenhäusern keine Kostenvoranschläge oder Rechnungen für die Behandlung ausgestellt werden. Es blieb nur die Möglichkeit, Geld für eine Operation in Moskau zu sammeln.

Damirs Familie gehört der evangelischen Kirche in Lomonossowka (früher Mauern) an; deren Patengemeinde in Süddeutschland spendete einen großen Betrag, und die Parnehnen-Hilfe stellte 500 Euro zur Verfügung.

Die Operation in Moskau sollte durchgeführt werden bevor Damir 6 Monate alt wird. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich mich wieder in Parnehnen auf und besuchte Damir und seine Familie. Damir, nun fast ein halbes Jahr alt, lächelte mich an; und ich hatte den Eindruck, daß er sich wie ein normales Kind benahm. Auf meine Frage, während ich über sein weiches Köpfchen streichelte, antwortete Walentina, ja sein Kopf sei gut. Und während sie auch seinen Kopf berührte und unsere Hände sich dort trafen, murmelte sie mit Tränen in den Augen: „Gedankt sei Gott!“ Bei meinem nächsten Besuch schäkerte Damir mit mir, als sein Vater ihn zu mir brachte, er bog sich vor Lachen und bekam wegen des Schlauchs in seiner Nase einen Hustenanfall. Walentina war in großer Sorge und Panik; sie hatte einen Anruf aus Moskau bekommen, daß sie längst in Moskau hätte sein müssen, da die Operation spätestens bis Ende Oktober gemacht werden müsse, - danach könne der Eingriff nicht mehr gemacht werden. Es hatte sich herausgestellt, daß die erforderlichen Krankenunterlagen per Post aus Kaliningrad abgeschickt und auf dem Postweg verloren gegangen waren.

Erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland erfuhr ich, daß Walentina und Damir einen Operationstermin für Anfang November bekommen hatten.

Glücklich war ich, als ein erneuter Anruf in Parnehnen die Gewißheit brachte: sie sind in Moskau.

In der 2. Novemberwoche wollte ich am Telefon jubeln bei der Nachricht, daß Walentina mit dem Kind zurück ist; - aber Walentina hatte den beschwerlichen und zudem durch die Kosten für einen notwendigen Flug teuren Weg vergeblich gemacht. Damir hatte nicht operiert werden können, denn die Ärzte in Moskau hatten festgestellt, daß er im Krankenhaus von Kaliningrad eine Schutzimpfung  erhalten hatte, die eine Operation in nächster Zeit verbietet.

Für Januar haben sie einen erneuten Termin bekommen.

Wir sammeln Geld für diese und mehrere folgende Operationen. Bitte helfen Sie mit.Das Konto der Parnehnen-Hilfe:
BLZ:25663584

kontonr.: 400600300

Bei Volksbank Hoyerhagen

 

Dieses Foto machte ich im Januar 2007.

Walentina und Damir waren erst kürzlich von der Operation in Moskau zurück gekommen

Damir kann endlich ohne Schlauch aus der Flasche trinken und auch schon Brei essen. Er trainiert seine Beinmuskeln in einem sogenannten "Gehfrei"

Sein linkes Auge kann er nicht schließen, Walentina denkt, daß sich das später bessert. Die Nase soll operiert werden, wenn er 5 Jahre alt ist. Doch jetzt schon ist Walentina stolz auf ihr schönes Kind und war gern mit meinen Fotos einverstanden.

Im Juni 2007 während meines nächsten Besuchs bei Damir, bereitete sich die jüngste von seinen Schwestern darauf vor, mit den älteren beiden Schwestern gemeinsam die Woche über in einem Wohnheim zu leben.

 

Elviras Sprachentwicklung ist nach langen Krankenhausaufenthalten wegen ihrer Hüftoperationen verzögert, und in Tschernjachowsk (dem ehemaligen Insterburg) gibt es einen guten Kindergarten mit der Möglichkeit, logopädischen Unterricht zu bekommen. Elvira freute sich darauf, gemeinsam mit den Schwestern dort zu sein und viel Neues zu lernen.

Walentina weiß schon jetzt, daß auch Damir in einigen Jahren diesen Kindergarten besuchen wird, weil er viel Hilfe brauchen wird, um sprechen zu lernen.

Im Juli sollte Damirs nächster Operationstermin in Moskau sein; ich gespannt, welche Fortschritte er gemacht hat, wenn ich ihn im Oktober sehen werde.

Bei den nächsten Besuchen traf ich Mutter und Kind nicht zu Hause an, erfuhr jedoch daß es Damir gut geht.  Im Oktober 2009 besuchte ich die Familie erneut; Valentina hat inzwischen 4 Pflegekinder aufgenommen. Das Jüngste ist ein Säugling mit einer Gaumenspalte, das man Walentina und ihrem Mann anvertraut hat, da sie inzwischen viel Erfahrungen im Umgang mit einem solchen Kind und der erforderlichen Behandlung hat. Inzwischen weiß Walentina, daß Damir doch geistig behindert ist, darüber ist sie traurig aber nicht verzweifelt. Wenn ich bei ihr zu Besuch bin, werde ich zu Tee und auch einem Imbiß eingeladen, alles ist locker und freundlich. Walentina hat sich einige Male für die Hilfe bedankt,; aber sie nimmt die Hilfe an, wie man sich unter Freunden hilft.

Ich nehme Tee, Marmelade und die geschenkten eingekochten Pilze oder Gurken auch von einer Freundin, und wir wissen,

Gott macht Geschenke, solche oder solche.

 

Seit meinem   letzten Bericht habe ich Damirs Familie mehrmals besucht, zuletzt im April diesen Jahres.

Seit mehr als 2 Jahren, - damals wurden fast alle Kinderheime und Internate aufgelöst - leben in Walentinas Familie mehrere Pflegekinder, die liebevoll betreut werden. Auch ein kleines Mädchen mit einer Gaumenspalte wurde ihr anvertraut, da sie sich durch die Erfahrungen mit dieser Behinderung gut auskennt. DiesesKind ist normal intelligent und hat sich sehr zum Vorteil entwickelt, währed Damir doch stark geistig behindert ist. In der Wohnung bewegt er sich, wenn auch etwasunbeholfen alllein, allerdings muß Walentina ihn immer im Auge behalten; nachdraußen geht er nicht gern.

Während die kleine Elvira zuhause die Gesellschaft von anderen Kindern genießt, sind die beiden großen Töchter schon seit einiger Zeit in Deutschland, die Alteste studiert, und die Jüngere macht ein Praktikum auf einem Bauernhof.

 

 

 

 

 

ast