Parnehnen                       

Krasnij Jar 
Früher ein deutsches Dorf in Ostpreußen Heute ein russisches Dorf in der Oblast Kaliningrad
Projekte
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Projekte 2009

 

Die Wirtschaftskrise macht sich auch im Kaliningrader Gebiet bemerkbar. Viele der in den letzten Jahren entstandenen Fabriken mussten geschlossen werden, es wird weniger gebaut als besonders vor der 750 Jahr Feier von Königsberg, viele Menschen haben ihre Arbeit verloren. Die Gebietsadministration und die Kreisadministrationen mussten drastische Sparmaßnahem ergreifen. Gemeindeadministrationen wurden zu größeren Verwaltungen zusammen gefasst. Auch die Verwaltung von Krankenhäusern und Medikal Punkten sowie den Bibliotheken sind zum Sparen gezwungen. 

 

Dieses Foto zeigt die Ruine der ehemaligen "Gaststätte Neumann" gegenüber meiner Wohnung in Köllmisch

Damerau, deren Abbau und Verfall ich im Laufe der Jahre beobachten mußte. Für mich symbolisiert dieser

Anblick die jetzige Situation auf den Dörfern: Viele Menschen haben sich Steine genommen, um davon einen

Ofen oder Hausanbau zu mauern. Nun ist nichts mehr zu holen und der Rest sowie das Leben hier nur noch traurig.

 

Gesundheitsstation/Medikal Punkt = Dorfärztin:

Hilfe durch Übergabe von Gehhilfen und Rollstuhl, Kleidung für Babies und Kleinkinder .

2008 war Krasnij Jar relativ gut versorgt, - 2009 gab es Engpässe: Viele Gesundheitsstationen im Kreis wurden in diesem Jahr aus Geldmangel geschlossen oder auf geringere Öffnungszeiten umgestellt. 

Kulturhaus im ehemaligen Schloss:  Unterstützung durch Material und Finanzierung der Betreuung von Kindern und Alten, Ausgestaltung von Festen, Renovierungskosten anteilig.

Im Frühjahr wurden von der Administration Platten zur Renovierung des Dachs beschafft, im Sommer fiel ein Teil des Dachs auf die Bühne, die Platten lagen noch im Saal. Seitdem ist das Kulturhaus geschlossen wegen Einsturzgefahr des Gebäudes, Ersatzräume stehen nicht zur Verfügung.

Bibliothek für die Dorfbevölkerung: Auch die Bibliothek ist im Schloß untergebracht und ebenso vom Einsturz bedroht.

Die Parnehnen-Hilfe investierte in diesem Jahr kein Geld für Bücher oder Ausstattung und Büromaterial, denn die Zuständigkeit für die Bibliotheken ist im Gebiet innerhalb der Administration verlagert worden, viele Bibliotheken werden aufgelöst, die Bücher anderen Bibliotheken zugeschlagen oder den Schulen übergeben. Gemeinsam mit unserem Dolmetscher wurde ein Termin bei der Leitung der gesamten Bibliotheken im Kreis geführt. Verschieden Möglichkeiten, die Bücherei für Krasnij Jar und die umliegenden Dörfer zu erhalten, wurden dort gemeinsam überlegt wie beispielsweise die Anmietung und Finanzierung von geeigneten Räumen und Übernahme zumindest der von der Parnehnen-Hilfe beschafften Bücher. Die Dame von der Verwaltung sah und teilte meine Besorgnis, dass den Menschen in den Dörfern und besonders den Kindern damit die letzten Freizeit- und kulturellen Angebote nimmt.

Der Kindergarten wurde als Vorschul- und Spielgruppe vor Jahren von der Parnehnen-Hilfe initiiert und finanziert  (Material, Honorar für die Pädagogin, Imbiss für die Kinder,Beschaffung von russ.  Lehrmaterial, Begleitung über Jahre bis zur Umwandlung zum Kindergarten.)

Der Kindergarten arbeitet wieder in den ursprünglichen Räumen (bis etwa 1995 in der Schule) mit durchschnittlich 13 Kindern und wird weiterhin mit pädagogischem Spielmaterial, Büchern, Kleidung und Schuhen für Kinder durch uns versorgt.

 

Das Kinderheim (Schulinternat): wurde wie die meisten im Gebiet aufgelöst, die Kinder an Pflegefamilien übergeben. Die Pädagogen sind arbeitslos, einige arbeiten als Pflegestelle mit einem Gehalt für 2 oder 3 Pflegekinder. Soweit ich weiß, sind von den mir bekannten Kinderheimen noch Tamaras Kinderheim in Saretschje und das in Prawdinsk/Friedland geöffnet.

Die Schule: bekommt regelmäßig Material, Computer aus Deutschland, Finanzierung von allerlei Bedarf und Teilnahme an vielen Festen wie Einschulung und Schulentlassung. Die Schulen in Bolschoi Gorki und Talpaki wurden (wie viele andere auch) aufgelöst, die Schüler werden mit Schulbussen nach Parnehnen gefahren, das Personal wurde nicht wesentlich aufgestockt. Die Lehrer der anderen Schulen sind mehrheitlich arbeitslos. 

Lebensmittelhilfe für Bedürftige: Ca 15 – 20 Einzelpersonen oder Familien erhalten einen kleinen Zuschuss zum Lebensunterhalt. 

Zwischen 6 und 10 junge Menschen bekommen bis zu 50 € pro Quartal als Hilfe zu Ausbildung oder Studium

Über nötige Operationen, schwere Erkrankungen und andere besondere Notfälle im Dorf sowie der Umgebung werde ich informiert und um Hilfe gebeten, mit Summen zwischen 300,- und 1000,- € wurden Dorfbewohner in Notfällen während der letzten Jahre unterstützt.  

Patenschaften: bedürftige Kinder, die durch  eine Patenschaft von monatlich 20,- € unterstützt werden, bekommen durch zuverlässige Betreuung erforderliches Schulmaterial, notwendige Schuhe oder auch eine Winterjacke, wenn bei meinen Mitbringseln keine passende zu finden ist. Diese Kinder haben bessere Möglichkeiten, in der Schule gute Leistungen zu erreichen und einen guten Einstieg in Ausbildung- Beruf und ihr weiteres Leben zu finden  

 

Die Situation auf den Dörfern ist für die Armen und auch für viele Menschen in den Städten nicht besser als zu Beginn der Arbeit der Parnehnen-Hilfe, aber viele Leute haben wieder den Mut verloren.  

Inge Zibell